Einleitung
Ein trockener Mund – medizinisch als Xerostomie bezeichnet – mag zunächst harmlos erscheinen. Doch hinter diesem Symptom kann sich ein ernstzunehmendes Risiko verbergen: die Entzündung der Ohrspeicheldrüse, auch Parotitis genannt. Besonders ältere Menschen, Patienten mit bestimmten Grunderkrankungen oder Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sind gefährdet. Eine gezielte Prophylaxe kann jedoch das Risiko deutlich senken.
Wie entsteht eine Parotitis bei Mundtrockenheit?
Die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) produziert den größten Anteil des Speichels. Ihr Ausführungsgang mündet in die Wangenschleimhaut gegenüber dem oberen zweiten Backenzahn. Wird die Speichelproduktion durch Medikamente (z. B. Antidepressiva, Antihistaminika, Diuretika), Bestrahlungen oder Flüssigkeitsmangel verringert, entsteht ein trockener Mund.
Fehlt der Speichel, verliert die Mundhöhle ihre natürliche Reinigungs- und Schutzfunktion. Bakterien, die normalerweise fortgespült würden, können sich ungehindert vermehren. Infolge der verminderten Speichelströmung kann der Ausführungsgang der Parotis verstopfen – etwa durch Schleimpfropfen oder kleinste Speichelsteine. Bakterien dringen aufsteigend in die Drüse ein und verursachen dort eine schmerzhafte Entzündung. Typische Symptome sind eine einseitige, schmerzhafte Schwellung vor dem Ohr, Druckempfindlichkeit und mitunter Fieber.
Risikofaktoren im Überblick
- Mundtrockenheit (Xerostomie) – häufigster Auslöser
- Ungenügende Flüssigkeitsaufnahme
- Medikamenteneinnahme, besonders bei älteren Menschen
- Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich
- Mangelnde Mundhygiene
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Immunschwäche
Parotitis-Prophylaxe – Vorbeugung ist möglich
Die wirksamste Maßnahme gegen Parotitis besteht darin, den Speichelfluss zu fördern und die Mundschleimhaut feucht zu halten. Die Parotitis-Prophylaxe zielt darauf ab, die natürliche Selbstreinigung der Speicheldrüsen zu unterstützen und Infektionen vorzubeugen.
1. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr:
Mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßter Tee täglich helfen, die Speichelproduktion aufrechtzuerhalten.
2. Speichelfluss anregen:
Zuckerfreie Kaugummis oder Lutschpastillen (z. B. mit Zitronensäure, Xylit oder Ananasaroma) regen den Speichelfluss an. Auch saure Getränke wie verdünnte Fruchtsäfte können kurzfristig helfen.
3. Speicheldrüsenmassage:
Eine sanfte Massage der Parotis kann die Sekretion fördern. Dafür mit den Fingerspitzen vor dem Ohr beginnen und mit kreisenden Bewegungen in Richtung Mundwinkel ausstreichen. Diese Massage sollte mehrmals täglich, insbesondere bei trockenen Schleimhäuten, durchgeführt werden.
4. Regelmäßige Mundhygiene:
Mundspülungen ohne Alkohol, das Zähneputzen mit milden Zahnpasten und die Reinigung der Zunge verhindern das Bakterienwachstum.
5. Befeuchtung der Mundschleimhaut:
Künstlicher Speichel, befeuchtende Gele oder Sprays mit Aloe vera oder Hyaluronsäure können Linderung verschaffen, vor allem nachts.
6. Ernährung beachten:
Vermeide stark gewürzte, sehr salzige oder trockene Speisen. Bevorzugt werden feuchte, weiche Mahlzeiten und frisches Obst oder Gemüse.
Wann zum Arzt?
Wenn trotz regelmäßiger Pflege Schwellungen, Schmerzen oder eitrige Sekrete im Bereich der Wange auftreten, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Eine akute Parotitis erfordert meist eine antibiotische Behandlung und bei Bedarf eine mechanische Entleerung der Drüse.
Fazit
Mundtrockenheit ist mehr als nur ein unangenehmes Gefühl – sie kann die Entstehung einer Parotitis begünstigen. Durch einfache Maßnahmen wie ausreichendes Trinken, Speichelanregung, gute Mundhygiene und gezielte Massagen lässt sich die Gefahr einer Entzündung jedoch erheblich reduzieren. Eine konsequente Parotitis-Prophylaxe schützt nicht nur die Speicheldrüsen, sondern trägt wesentlich zum allgemeinen Wohlbefinden und zur oralen Gesundheit bei.