Ein trockener Mund – medizinisch als Xerostomie bezeichnet – ist ein häufiges Symptom, das viele Ursachen haben kann: bestimmte Medikamente, Bestrahlungen im Kopf-Hals-Bereich, hormonelle Veränderungen oder Stress. Die Betroffenen leiden nicht nur unter einem unangenehmen Mundgefühl, sondern auch unter Schwierigkeiten beim Sprechen, Schlucken oder Schmecken. Genau hier setzt die Logopädie an – sie kann helfen, die Beschwerden gezielt zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Die Rolle der Logopädie bei Xerostomie
Logopädinnen und Logopäden beschäftigen sich nicht nur mit Sprache und Stimme, sondern auch mit allen Funktionen des orofazialen Systems – also von Mund, Lippen, Zunge und Kiefer. Bei einer Xerostomie steht im Mittelpunkt, die natürliche Speichelproduktion anzuregen, die Mundmotorik zu verbessern und den Umgang mit den Symptomen zu erleichtern.
Zunächst erfolgt eine genaue Diagnostik: Die Therapeutin oder der Therapeut beobachtet, wie gut die Beweglichkeit der Zunge, Lippen und Wangen ist, wie der Schluckakt abläuft und wie stark die Mundtrockenheit ausgeprägt ist. Auf dieser Grundlage wird ein individuell abgestimmtes Übungsprogramm erstellt.
Zielgerichtete Übungen und Techniken
Im Rahmen der logopädischen Therapie werden verschiedene sensomotorische Übungen eingesetzt, um die Speichelproduktion zu stimulieren. Dazu gehören:
- Zungenbewegungen in alle Richtungen, um die Drüsen mechanisch anzuregen.
- Lippen- und Wangenübungen, die die Durchblutung fördern.
- Kau- und Schlucktraining, um die Koordination zu verbessern und das Schlucken zu erleichtern.
- Atemübungen, die den Speichelfluss über eine bewusste Mundatmung regulieren.
Begleitend lernen die Patientinnen und Patienten, bewusst auf ihre Mundhygiene zu achten und speichelfördernde Strategien im Alltag umzusetzen – etwa das Lutschen zuckerfreier Bonbons, häufiges Trinken in kleinen Schlucken oder der Einsatz von befeuchtenden Mundsprays.
Speicheldrüsenmassage – einfache Hilfe mit großer Wirkung
Ein zentraler Bestandteil der logopädischen Behandlung bei Xerostomie ist häufig die Speicheldrüsenmassage. Sie kann helfen, die Durchblutung der Drüsen zu verbessern und den Speichelfluss anzuregen.
Die Massage kann sowohl in der Therapie als auch zu Hause durchgeführt werden. Sie betrifft vor allem drei große Speicheldrüsenpaare:
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Ohrspeicheldrüsen (Glandula parotis):
Mit sanft kreisenden Bewegungen direkt vor den Ohren beginnend, wird der Bereich nach vorn in Richtung der Wangen massiert. -
Unterkieferspeicheldrüsen (Glandula submandibularis):
Leichte Druckbewegungen unterhalb des Kieferknochens – von hinten nach vorn – regen die Drüsen an. -
Unterzungenspeicheldrüsen (Glandula sublingualis):
Diese werden durch sanftes Massieren des Mundbodens von außen oder durch leichte Bewegungen der Zunge aktiviert.
Die Massage sollte immer sanft und regelmäßig durchgeführt werden – etwa zwei- bis dreimal täglich. Viele Patientinnen und Patienten berichten bereits nach kurzer Zeit über ein angenehmeres Mundgefühl und eine spürbare Zunahme der Feuchtigkeit im Mundraum.
Ganzheitliche Begleitung
Neben den praktischen Übungen spielt die Beratung eine große Rolle. Logopädinnen und Logopäden informieren über speichelanregende Nahrungsmittel, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Verhaltensstrategien, um peinliche Situationen zu vermeiden. Auch die Zusammenarbeit mit Zahnärzten, HNO-Ärzten und Hausärzten ist wichtig, um die Ursachen der Xerostomie umfassend zu behandeln.
Fazit
Die Logopädie kann einen entscheidenden Beitrag leisten, die Beschwerden einer Xerostomie zu lindern. Durch gezielte Übungen, Speicheldrüsenmassagen und alltagsorientierte Strategien wird die Speichelproduktion gefördert und der Umgang mit der Mundtrockenheit erleichtert. So gewinnen Betroffene mehr Sicherheit beim Sprechen, Essen und Lächeln – und damit ein Stück Lebensqualität zurück.

